Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren nahezu alle Lebensbereiche durchdrungen und stellt auch das Gesundheitswesen vor neue Herausforderungen und Chancen. Auch Krankenhäuser sehen sich der Aufgabe gegenüber, innovative Technologien zu integrieren, um die Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Deutschland hat zwar in den letzten Jahren Fortschritte in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens gemacht, bleibt jedoch im internationalen Vergleich oft hinter den Erwartungen zurück. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, steigender Patientenzahlen und der Notwendigkeit einer vernetzten Versorgung wird die Frage immer drängender: Wo steht Deutschland aktuell in der Digitalisierung der Krankenhäuser und welche Potenziale könnten in der Zukunft ausgeschöpft werden?
Dieser Artikel beleuchtet den gegenwärtigen Stand der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern sowie bestehende Herausforderungen und zeigt auf, welche innovativen Ansätze bereits erprobt sind und welche Möglichkeiten sich aus der Digitalisierung ergeben.
Die Entwicklung vom Krankenhaus 1.0 zum Krankenhaus 4.0
Die Entwicklung vom Krankenhaus 1.0 zum Krankenhaus 4.0 beschreibt den fortschreitenden Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen. Dabei wandelt sich das Krankenhaus von einer papierbasierten Institution hin zu einem vollständig vernetzten, intelligenten System, das moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz, Big Data und das Internet der Dinge (IoT) nutzt, um die Patientenversorgung zu verbessern und effizienter zu gestalten.
Krankenhaus 1.0
Traditionelle, papierbasierte Verwaltung. Klinische Abläufe und Kommunikation erfolgen meist manuell, ohne digitale Unterstützung. Der Fokus liegt auf der physischen Patientenversorgung.
Krankenhaus 2.0
Einführung von IT-Systemen, wie beispielsweise elektronische Patientenakten. Administrative und medizinische Daten werden digital erfasst, jedoch wenig vernetzt und integriert.
Krankenhaus 3.0
Vernetzte IT-Systeme und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Elektronische Daten werden umfassend genutzt, um Prozesse zu optimieren und Patientensicherheit zu erhöhen.
Krankenhaus 4.0
Voll digitalisiertes Krankenhaus mit intelligenten Systemen. Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Big Data und Internet der Dinge, um eine personalisierte und effiziente Patientenversorgung zu gewährleisten.
Wo stehen die deutschen Krankenhäuser aktuell?
Deutsche Krankenhäuser stehen bei der Digitalisierung noch vor erheblichen Herausforderungen und sind im internationalen Vergleich eher im Mittelfeld. Zwar wurden durch Förderprogramme wie das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) einige Fortschritte erzielt, etwa bei der Einführung digitaler Patientenakten oder der Verbesserung der IT-Infrastruktur, doch viele Kliniken sind weiterhin nur teilweise digitalisiert.
Der Grad der Digitalisierung variiert stark: Einige Krankenhäuser setzen moderne Technologien wie elektronische Dokumentationssysteme und Telemedizin ein, während andere noch mit veralteten, papierbasierten Prozessen arbeiten. Hindernisse wie knappe finanzielle Mittel, Fachkräftemangel im IT-Bereich und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes bremsen den Fortschritt. Generell lässt sich sagen, dass die Grundlagen gelegt sind, jedoch weiterhin erhebliche Investitionen und strukturelle Anpassungen notwendig sind, um die digitale Transformation vollständig umzusetzen.
Wann müssen Krankenhäuser digitalisiert werden?
Krankenhäuser müssen bis spätestens 2025 digitalisiert werden, um den gesetzlichen Anforderungen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) zu entsprechen, die Effizienz zu steigern, die Patientenversorgung zu optimieren und Fördermittel für digitale Infrastrukturprojekte zu erhalten.
Warum ist Digitalisierung in der Pflege wichtig?
Die Digitalisierung in der Pflege ist von großer Bedeutung, denn sie verbessert die Effizienz, entlastet Pflegekräfte durch automatisierte Prozesse, steigert die Qualität der Patientenversorgung und fördert die Kommunikation zwischen den Beteiligten. Zudem ermöglicht sie eine bessere Datenauswertung, personalisierte Pflege und optimiert die Ressourcennutzung in einem zunehmend belasteten Gesundheitssystem.
Der Rahmen für die Digitalisierung
Laut dem Bundesgesundheitsministerium wurde der Rahmen für die Digitalisierung der deutschen Krankenhäuser durch die Vernetzung im Gesundheitswesen, die elektronische Gesundheitskarte, die elektronische Patientenakte, das elektronische Rezept sowie das Angebot der digitalen Gesundheits- und Pflegeanwendungen (DiGA und DiPA) geschaffen. Diese Elemente fördern eine engere Verzahnung zwischen verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens, ermöglichen einen sicheren und schnellen Austausch medizinischer Daten und reduzieren administrative Belastungen. Dadurch wird nicht nur die Effizienz erhöht, sondern auch die Patientenversorgung verbessert, indem Ärzt:innen schneller auf relevante Informationen zugreifen können und Patient:innen stärker in ihre Behandlung eingebunden werden.
Welche Förderungen für Investitionen für die Digitalisierung in Krankenhäusern gibt es?
Zur Förderung der Digitalisierung in Krankenhäusern gibt es verschiedene Programme und Finanzierungsquellen. Die wichtigsten Förderungen für die Digitalisierung in Krankenhäusern sind im Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) verankert. Zudem gibt es regionale Förderprogramme und EU-Förderungen wie den EFRE-Fonds.
Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG)
Hauptquelle der Förderung, das KHZG stellt bundesweit bis zu 4,3 Milliarden Euro bereit, um in digitale Infrastruktur, Telemedizin, IT-Sicherheit und moderne Notfallkapazitäten zu investieren. Es unterstützt Projekte wie die Einführung von elektronischen Patientenakten (EPA), Telemedizin, Patientenportale, Medikationsmanagement und den Ausbau der IT-Sicherheit. Ein Großteil der Mittel (3 Milliarden Euro) stammt vom Bund, während die Länder und Krankenhäuser Eigenmittel beisteuern müssen (mindestens 30 Prozent).
Krankenhausstrukturfonds
Ergänzend zum KHZG fördert der Strukturfonds mit Mitteln von Bund und Ländern strukturelle Anpassungen in Krankenhäusern, etwa im Bereich Digitalisierung und Technologiemodernisierung. Ziel ist die Optimierung der Krankenhauslandschaft.
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
Dieser EU-Fonds unterstützt strukturschwache Regionen in der EU, auch im Bereich der Gesundheitsversorgung. Krankenhäuser können für Digitalisierungsprojekte, wie E-Health-Anwendungen oder die Telemedizin, Gelder beantragen.
KfW-Förderprogramme
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet zinsgünstige Kredite für Krankenhäuser an, die in Digitalisierungsmaßnahmen, IT-Sicherheit und technologische Infrastruktur investieren wollen.
Regionale Förderprogramme
Einige Bundesländer bieten spezifische Fördermittel an. Beispielsweise unterstützt Bayern mit dem Programm BayKr Investitionen in digitale Gesundheitsinfrastrukturen.
Wofür können die Förderungen genutzt werden?
Die Fördermittel für die Digitalisierung in Krankenhäusern können für eine Vielzahl von digitalen Anwendungen und passenden Geräten genutzt werden. Dazu zählen:
Elektronische Patientenakten (EPA)
Förderung der Einführung von Systemen, welche die digitale Verwaltung und Speicherung von Patientendaten ermöglichen. Dies umfasst die Integration von EPA-Software sowie notwendige Hardware wie Server, Scanner und Speichersysteme.
Patientenportale
Erstellung und Implementierung von Plattformen, über die Patient:innen ihre Termine online buchen, medizinische Informationen einsehen oder mit Ärzt:innen kommunizieren können. Hierzu gehören auch mobile Health-Apps und webbasierte Lösungen.
Telemedizinische Anwendungen
Anschaffung von Geräten wie Videokonferenzsystemen, mobilen Endgeräten und Software für Fernkonsultationen zwischen Patient:innen und Ärzt:innen oder zwischen medizinischen Einrichtungen. Telemonitoring-Systeme zur Überwachung von Patient:innen aus der Ferne fallen ebenfalls darunter.
Medikationsmanagement-Systeme
Einführung von Software zur sicheren, digitalen Verwaltung von Medikamenten — von der Verschreibung bis zur Verabreichung. Diese Systeme helfen, Medikationsfehler zu reduzieren und die Patientensicherheit zu erhöhen.
IT-Sicherheitslösungen
Investitionen in IT-Sicherheit, wie Firewalls, Verschlüsselungstechnologien, Zugriffs- und Identitätsmanagement sowie Schulungen zum Schutz vor Cyberangriffen. Auch die Anschaffung von Sicherheitssoftware und Netzwerküberwachungssystemen ist förderfähig.
Digitale Pflegedokumentation
Einführung von digitalen Tools zur Pflegeplanung und -dokumentation, um Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und Papierakten zu ersetzen. Dazu zählen mobile Endgeräte für Pflegekräfte sowie passende Softwarelösungen.
Interoperabilität von Systemen
Förderung für den Ausbau der Schnittstellen, die eine Vernetzung und den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Systemen innerhalb und außerhalb des Krankenhauses ermöglichen.
Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data
Anwendungen, die maschinelles Lernen und Big Data für Diagnose, Therapieunterstützung und Optimierung klinischer Abläufe nutzen. Dies umfasst sowohl die Software als auch leistungsfähige Hardware wie KI-Prozessoren und Speicherkapazitäten.
Robotik in der Chirurgie und Pflege
Anschaffung von Robotersystemen, die beispielsweise in der Chirurgie assistieren oder Pflegeaufgaben automatisieren. Dies umfasst Roboterarme, Navigationssysteme und dazugehörige Steuerungssoftware.
Welches Ziel wird mit den Förderungen verfolgt?
Das Hauptziel der Förderungen ist, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und damit die Qualität der Patientenversorgung zu erhöhen. Durch den Einsatz moderner Technologien werden Arbeitsprozesse effizienter, Fehlerquoten reduziert und die Kommunikation zwischen Patient:innen und medizinischem Personal verbessert. Digitale Anwendungen wie elektronische Patientenakten, Telemedizin und IT-Sicherheitslösungen tragen dazu bei, Behandlungsabläufe zu optimieren, schnellere und fundierte Entscheidungen zu ermöglichen sowie die Patientensicherheit zu erhöhen. Dies führt insgesamt zu einer besseren, personalisierten und nachhaltigeren Gesundheitsversorgung.
Was ist bei der Digitalisierung zu beachten?
Ausschließlich durch sorgfältige Planung und optimierte Prozesse schafft die Digitalisierung einen echten Mehrwert und steigert die Effizienz und Qualität in der Patientenversorgung. Dabei ist Folgendes zu beachten:
1. Prozessoptimierung vor Digitalisierung
Bevor digitale Lösungen eingeführt werden, müssen bestehende Prozesse analysiert und optimiert werden. Digitalisierung ineffizienter Abläufe bringt keinen Mehrwert und kann sogar Probleme verstärken.
2. Strategische Planung
Es muss ein klares Konzept zur Integration der digitalen Anwendungen erstellt werden, um sicherzustellen, dass diese die klinischen und administrativen Prozesse sinnvoll unterstützen.
3. Interoperabilität der Systeme
Die verschiedenen digitalen Systeme müssen kompatibel sein und miteinander kommunizieren können, um einen reibungslosen Datenfluss und die Zusammenarbeit zu ermöglichen.
4. Schulung der Mitarbeiter
Das Personal muss in der Nutzung der neuen Technologien geschult werden, um deren Potenzial voll auszuschöpfen und die Akzeptanz zu erhöhen.
5. Datenschutz und IT-Sicherheit
Ein hohes Maß an Datensicherheit muss gewährleistet werden, um Patientendaten zu schützen und den gesetzlichen Vorgaben (wie der DSGVO) zu entsprechen.
6. Langfristige Folgekosten und Wartung
Die Implementierung digitaler Systeme bringt nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch laufende Wartungs- und Updatekosten mit sich, die bereits bei der Planung berücksichtigt werden müssen.
Effekte der Digitalisierung auf das Krankenhauspersonal
Die Digitalisierung von Krankenhäusern beeinflusst das Krankenhauspersonal auf vielfältige Weise positiv:
Zeitersparnis
Die direkte Übermittlung von Vitalparametern an elektronische Systeme ersetzt die manuelle Dokumentation. Dadurch bleibt mehr Zeit für die Patientenversorgung.
Digitale Verfügbarkeit von Vorbefunden
Vorbefunde sind sofort digital abrufbar, was die schnelle Einleitung weiterer diagnostischer oder therapeutischer Schritte ermöglicht und die Wartezeiten erheblich reduziert.
Attraktivität des Arztberufes steigt wieder
Die Einführung von PACS (Picture Archiving and Communication System) ermöglicht Remote-Work in bestimmten Fachbereichen. Zudem profitieren junge Ärzt:innen in der chirurgischen Ausbildung durch digitale Trainingsmöglichkeiten.
Vereinfachte Kommunikation mit Patient:innen
Patientenportale und Gesundheits-Apps verbessern die Kommunikation und ermöglichen den Patient:innen, einfach auf ihre Gesundheitsdaten zuzugreifen und direkt mit dem medizinischen Personal zu interagieren.
Hindernisse und Herausforderungen des digitalen Krankenhauses
Die Digitalisierung der Krankenhäuser steht vor verschiedenen Hindernissen und Herausforderungen:
Knappe finanzielle Ressourcen
Viele Krankenhäuser haben nicht genügend Budget, um in die notwendige digitale Infrastruktur und IT-Modernisierung zu investieren, was die Umsetzung enorm verzögert.
Mangelnde Akzeptanz bei den Mitarbeitenden
Nicht alle Mitarbeiter:innen sind von den Vorteilen der Digitalisierung überzeugt, wodurch es zu Widerstand und einer langsameren Einführung digitaler Prozesse kommt.
Vorbehalte gegenüber digitalen Anwendungen
Es bestehen Vorbehalte hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen, was die Bereitschaft zur Nutzung einschränkt.
Datenschutz
Der Schutz sensibler Gesundheitsdaten stellt eine große Herausforderung dar. Strenge Datenschutzanforderungen erschweren die Implementierung komplexer digitaler Systeme.
Cyberattacken und resultierende Störungen
Die zunehmende Digitalisierung macht Krankenhäuser zu attraktiven Zielen für Cyberattacken. Erfolgreiche Angriffe führen zu erheblichen Störungen und Ausfällen im Krankenhausbetrieb und gefährden massiv die Patientensicherheit.