Glücklicherweise ist die Corona-Pandemie für sehr viele von uns inzwischen nur noch eine ferne Erinnerung und wir müssen uns bewusst vor Augen führen, wie gänzlich anders die Welt noch vor zwei Jahren aussah. Gelegentlich wird mir dabei aber auch in meiner technischen Bubble wieder klargemacht, wie dankbar wir sein können, wenn Corona für uns glimpflich verlaufen ist, etwa wenn ich von den lebensbedrohlichen Covid-Langzeitfolgen der bekannten Tech-YouTuberin PhysicsGirl erfahre oder beiläufig in einem Microsoft-Blogeintrag von einer brasilianischen Farmerin berichtet wird, die ihren Mann in der Pandemie verlor.
Solche Nachrichten relativieren für mich persönlich dann auch die immer noch stark zu spürende wirtschaftliche Unsicherheit im IT-Markt. Gartner sieht den globalen IT-Markt derzeit in allen Regionen mit einem leichten Wachstum, und damit stünde die IT jedenfalls besser da als die übrige Wirtschaft. Allerdings verschiebt sich der Fokus auf Automatisierung, Kostenoptimierung und damit oftmals in Richtung Cloud. Die großen Hyperscaler bespielen einerseits den AI Hype Train und bemühen sich gleichzeitig, das Carbon Free Computing voranzutreiben, vor allem auch wegen der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit (Google Sustainability, Azure Sustainability, AWS Sustainability in the Cloud).
Die mit ca. 10.000 Besucher:innen ausverkaufte KubeCon + CloudNativeCon Europe (meine Kolleg:innen berichten unter anderem auf diesem Meetup von ihren Erfahrungen) setzte im vergangenen Monat einen weiteren wichtigen Akzent im Cloud-Puzzle: die Rolle von Open Source.
So hat der im Herbst 2022 gegründete Ableger der veranstaltenden Linux Foundation, die Linux Foundation Europe, in ihrem aktuellen Newsletter auf eine neue Umfrage und Analyse zum ökonomischen Wert von Open Source hingewiesen.
Selbst wenn es in der Frage von „Software is eating the world“ inzwischen populäre Ergänzungen wie „and AI is eating software“ oder auch eine Rückbesinnung auf Hardware gibt (Wired, How to love technology again: “We saw it written once that software was eating the world. What really happened, it seems to us, is that software made a world of its own and invited us there to be eaten.“), so bleibt Open Source doch die starke und wichtige Strömung im Hintergrund, gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Obgleich Fragen der Policy und Ethik eine lange Tradition in der Open Source Community haben (siehe beispielsweise Coding Freedom von Gabriella Coleman für die Debian Community), sind diese Aspekte von Open Source angesichts aktueller Diskussionen zu neuer EU-Gesetzgebung oder den Herausforderungen durch KI (sehr gut zu lesende Stellungnahme des deutschen Ethikrat) aktueller denn je (siehe auch die Meldung zu unserem Meetup und zu unserem Konferenzbeitrag über Data Science Ethics).
„Quien quiere de verdad quiere en silencio, con hechos y nunca con palabras.“ (Wer wirklich liebt, liebt in der Stille, mit Taten und nie mit Worten.) — La sombra del viento, Carlos Ruiz Zafón.
Stay healthy, stay hungry, stay foolish.
Herzlichst,
Christian Meder