TL;DR:
Kurz und knapp zusammengefasst: Das Wichtigste zu KI für juristische Texte
Was ist KI für juristische Texte?
KI-basierte Textverarbeitung im Rechtsbereich nutzt Natural Language Processing (NLP) und Machine Learning, um:
- Juristische Dokumente (Verträge, Urteile, Gesetzestexte) zu analysieren
- Automatisierte Zusammenfassungen und Übersichten zu erstellen
- Rechtsrecherchen zu beschleunigen
- Muster in großen Datenmengen zu erkennen (beispielsweise Risikoklauseln in Verträgen)
Welche Vorteile bietet KI für juristische Texte?
Zeitersparnis:
- Automatisierte Vertragsentwürfe und Standardklauseln
- Schnelle Analyse hunderter Urteile in Minuten
Präzision und Fehlervermeidung:
- KI erkennt Widersprüche oder fehlende Klauseln
- Reduziert menschliche Flüchtigkeitsfehler
Kosteneffizienz:
- Geringerer manueller Aufwand für Routineaufgaben
- Skalierbare Lösungen für große Dokumentenmengen
Typische Anwendungsfälle
Vertragsmanagement:
- Automatisierte Prüfung von NDAs, Mietverträgen, Arbeitsverträgen
- Risikoanalyse mittels KI-gestützter Vertragsanalysen
Rechtsrecherche und Urteilsanalyse:
- Schnelle Suche nach Präzedenzfällen (Tools wie Casetext, ROSS Intelligence)
- Extraktion der Kernaussagen aus langen Urteilen
Compliance und Regulatorik:
- Überwachung von Gesetzesänderungen (beispielsweise DSGVO, KI-Act)
- Automatisierte Risikobewertung
Wichtige Herausforderungen
Datenschutz und Sicherheit:
- Juristische Dokumente enthalten sensible Daten (Nur DSGVO-konforme Tools nutzen
- Cloud-Lösungen kritisch prüfen (On-Premise-Optionen bevorzugen)
Ethische und rechtliche Grenzen:
- KI liefert Hinweise, aber keine verbindliche Rechtsberatung
- Verantwortung bleibt bei Jurist:innen
Bias und Fehleranfälligkeit:
- Trainingsdaten können verzerrt sein (Ergebnisse stets prüfen)
Die Digitalisierung revolutioniert die Rechtsbranche — Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in Kanzleien, Compliance-Abteilungen und Unternehmensberatungen. Sie verändert die Art, wie juristische Texte erstellt, analysiert und interpretiert werden. Von der automatisierten Vertragserstellung über intelligente Rechtsrecherche bis hin zur Compliance-Überwachung bieten KI-Tools enorme Effizienzgewinne. Doch während einige Anwält:innen und Jurist:innen die Technologie als Game-Changer feiern, bleiben Fragen nach Datensicherheit, regulatorischer Zulässigkeit und der Balance zwischen Automatisierung und menschlicher Expertise. Ob Sie als Rechtsanwalt:in, Compliance-Manager:in oder Digitalisierungsverantwortliche:r tätig sind – in diesem Artikel erfahren Sie, wie KI im Rechtsbereich heute schon genutzt wird und worauf Sie achten müssen.
Open Grid Europe
Effizienzsteigerung durch KI: Inhaltsanalyse von Rechtstexten im EnergiesektorBedeutung von KI in der Energiebranche
Die Energiebranche sieht sich mit einer stetig wachsenden Komplexität rechtlicher Anforderungen konfrontiert. Zwischen sich ändernden regulatorischen Vorgaben wie der EU-Taxonomie oder nationalen Gesetzesanpassungen im EEG-Bereich einerseits und anspruchsvollen Vertragswerken wie Stromliefervereinbarungen oder Netzanschlussverträgen andererseits entsteht ein zunehmender Bedarf an effizienten Lösungen. In diesem Umfeld gewinnt der Einsatz künstlicher Intelligenz in Rechtsabteilungen energiewirtschaftlicher Unternehmen deutlich an Bedeutung.
Automatisierte Vertragsprüfung
Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass KI-Technologien insbesondere bei der automatisierten Auswertung von Vertragsdokumenten wertvolle Unterstützung bieten. Spezialisierte Systeme können beispielsweise Power-Purchase-Agreements systematisch auf Abweichungen von Standardmustern oder potenzielle Risikoklauseln untersuchen. Diese automatisierte Vertragsprüfung ermöglicht es Jurist:innen, sich auf die wesentlichen inhaltlichen Aspekte zu konzentrieren, während zeitaufwändige Routineanalysen durch die Technologie übernommen werden.
Regulatorisches Monitoring
Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld liegt im Bereich des regulatorischen Monitorings. Angesichts der dynamischen Rechtsentwicklung im Energiesektor helfen KI-gestützte Systeme dabei, relevante Gesetzesänderungen frühzeitig zu identifizieren und deren Auswirkungen auf bestehende Compliance-Prozesse einzuschätzen. Diese automatisierte Überwachung rechtlicher Rahmenbedingungen stellt für viele Unternehmen einen entscheidenden Effizienzgewinn dar.
Dokumentenklassifizierung
Neben oben genannten konkreten Anwendungsfällen erweist sich künstliche Intelligenz auch bei der systematischen Aufarbeitung großer Dokumentenbestände als nützlich. Die Technologie kann beispielsweise behördliche Schreiben oder Unterlagen aus Schiedsverfahren nach inhaltlichen Kriterien sortieren und priorisieren, was die Arbeitsabläufe in Rechtsabteilungen spürbar beschleunigt.
Grenzen und Herausforderungen
Allerdings gilt es bei der Nutzung dieser Technologien einige zentrale Herausforderungen zu beachten. Der Umgang mit sensiblen Daten zur Netzinfrastruktur oder Kundeninformationen erfordert besondere Sorgfalt in datenschutzrechtlicher Hinsicht. Viele Unternehmen setzen daher vorrangig auf On-Premise-Lösungen, die den strengen Anforderungen der DSGVO gerecht werden. Zudem bleibt festzuhalten, dass KI-Systeme lediglich als unterstützende Werkzeuge fungieren — die letztendliche juristische Bewertung und Verantwortung liegt nach wie vor bei den Fachkräften.
Ein besonderes Augenmerk verdient die Frage der Trainingsdaten. Generische KI-Lösungen stoßen im energierechtlichen Kontext häufig an ihre Grenzen, da sie die spezifischen Besonderheiten der Branche nicht ausreichend berücksichtigen können. Erfolgreiche Implementierungen basieren daher in der Regel auf maßgeschneiderten Systemen, die mit branchenspezifischen Daten trainiert wurden.
Expertise menschlicher Jurist:innen unumgänglich
Insgesamt zeigt sich, dass künstliche Intelligenz die Rechtsarbeit im Energiesektor zwar grundlegend verändert, aber nicht ersetzen wird. Der größte Nutzen entfaltet sich dort, wo die Technologie repetitive Aufgaben übernimmt oder bei der Analyse umfangreicher Datenbestände unterstützt. Für strategische Entscheidungen und komplexe rechtliche Bewertungen bleibt die Expertise menschlicher Jurist:innen jedoch unverzichtbar. Die Zukunft liegt in einer intelligenten Arbeitsteilung, bei der KI die Effizienz steigert, während die Fachkräfte sich auf die wesentlichen inhaltlichen und strategischen Aspekte konzentrieren.
Warum gewinnt KI für juristische Texte an Bedeutung?
Die Rechtsbranche erlebt durch Digitalisierung und Automatisierung einen tiefgreifenden Wandel. KI wird unverzichtbar, weil drei zentrale Aspekte zusammenkommen:
1. Datenmengen explodieren
Tausende neue Gesetze, Urteile und Regularien jährlich überfordern manuelle Auswertungen. Die Menge juristischer Dokumente und Daten nimmt stetig zu. Manuelle Auswertung wird dadurch zunehmend ineffizient. KI ermöglicht die automatisierte Analyse großer Textmengen, wodurch relevante Informationen schneller identifiziert werden.
2. Effizienzerwartungen steigen bei gleichzeitigem Kostendruck
Kanzleien und Rechtsabteilungen müssen schneller und präziser arbeiten, da die Branche unter wachsendem Kostendruck steht. Mandanten fordern transparente und effizientere Leistungen. KI hilft, standardisierte Aufgaben wie Dokumentenanalysen, Vertragsprüfungen oder Due-Diligence-Verfahren zeit- und kostensparend abzuwickeln. Auch interne Effizienzanforderungen steigen. Kanzleien und Rechtsabteilungen setzen vermehrt auf digitale Werkzeuge, um Ressourcen zu schonen und Prozesse zu beschleunigen. KI-Systeme können juristische Texte nicht nur verstehen, sondern auch strukturieren, zusammenfassen und vergleichen.
3. Digitalisierung selbst schafft die Voraussetzungen
Immer mehr juristische Dokumente liegen in digitaler, maschinenlesbarer Form vor. Dies ermöglicht es, große Textmengen automatisiert zu erfassen, zu durchsuchen und auszuwerten. Nur wenn Informationen digital vorliegen, können Algorithmen Muster erkennen, Inhalte kategorisieren und rechtliche Zusammenhänge erschließen.
Typische Anwendungsbereiche von KI in juristischen Kontexten
Künstliche Intelligenz wird in juristischen Kontexten zunehmend eingesetzt, da sie in der Lage ist, umfangreiche und komplexe Texte automatisiert zu analysieren, relevante Informationen zu extrahieren und fundierte Handlungsempfehlungen zu generieren. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von der Unterstützung bei der Rechtsanalyse bis zur Prozessautomatisierung. Die juristische Arbeit wird zunehmend durch KI unterstützt – besonders dort, wo große Textmengen analysiert oder sich wiederholende Aufgaben bewältigt werden müssen. Künstliche Intelligenz hilft nicht nur bei der Effizienzsteigerung, sondern verbessert auch die Präzision rechtlicher Auswertungen.
Semantische Analyse von Rechtstexten
Moderne Sprachmodelle (Large Language Models — LLMs) können Gesetzestexte und Regularien inhaltlich interpretieren. Sie gehen oft über reine Wortlautanalysen hinaus und erkennen auch implizite juristische Zusammenhänge. Dabei werden Begriffe im Kontext erfasst, Bedeutungszusammenhänge erkannt und mögliche Auswirkungen rechtlicher Regelungen identifiziert. Dies unterstützt juristische Fachkräfte bei der Einordnung komplexer Normtexte und der Ableitung rechtlicher Konsequenzen.
Vergleich von Dokumentenversionen
KI-Systeme automatisieren den Abgleich zwischen verschiedenen Fassungen rechtlicher Dokumente, etwa Gesetzesnovellen, Vertragsentwürfe oder Richtlinien. Sie identifizieren nicht nur offensichtliche Textänderungen, sondern auch inhaltliche Nuancen, die bei manueller Prüfung leicht übersehen werden könnten. So lassen sich Änderungen präzise nachvollziehen und deren Bedeutung gezielt bewerten.
Zuordnung zu Unternehmensprozessen
Erkannte rechtliche Änderungen werden automatisiert mit unternehmensinternen Prozessen in Verbindung gebracht. KI-Systeme analysieren bestehende Prozessdokumentationen, ordnen rechtliche Anforderungen entsprechenden Abläufen zu und identifizieren Anpassungsbedarf. Dies erleichtert die Compliance-Überwachung und fördert eine frühzeitige Umsetzung regulatorischer Vorgaben.
Human-in-the-Loop-Ansatz
Künstliche Intelligenz wird nicht als Ersatz, sondern als Unterstützung für juristische Fachkräfte eingesetzt. Im Human-in-the-Loop-Modell prüfen Expert:innen die von der KI generierten Vorschläge, passen diese bei Bedarf an und treffen auf Basis der Ergebnisse fundierte Entscheidungen. Dies gewährleistet die juristische Qualität und erhöht die Akzeptanz der KI-Systeme im Arbeitsalltag.
Top KI-Tools für juristische Texte im Überblick
Die Wahl des richtigen KI-Tools ist entscheidend für Effizienz und Qualität in der juristischen Arbeit. KI-Lösungen können Routineaufgaben automatisieren, die Recherche beschleunigen und die Analyse komplexer Dokumente vereinfachen – doch nicht jedes Tool passt zu jedem Anwendungsfall. Unterschiedliche Lösungen adressieren verschiedene Bedürfnisse — von Vertragsanalyse über Rechtsrecherche bis zur Dokumentenautomatisierung. Die optimale Auswahl hängt von Anwendungsfall, Budget und Integrationsfähigkeit ab.
Übersicht: Führende KI-Tools in der juristischen Praxis
Hier ist eine detaillierte Übersicht der KI-Tools für juristische Anwendungen mit allen relevanten Informationen:
Toolname | Hauptfunktionen | Typische Anwendungen | Lizenzmodell |
---|---|---|---|
Beck Chat (C.H. Beck) | ~ Natürlichsprachige Rechtsrecherche in Beck-Online-Datenbanken ~ Automatisierte Antworten auf juristische Fragen ~ Verweis auf relevante Kommentare und Urteile | ~ Schnelle Erstorientierung zu Rechtsfragen ~ Ergänzung zur traditionellen Beck-Online-Recherche | ~ Integriert in Beck-Online- Abonnements ~ Keine separaten Kosten (im bestehenden Abo enthalten) |
Wolters Kluwer Online: GPT Zusammen- fassung | ~ KI-generierte Zusammenfassungen komplexer Rechtstexte ~ Extraktion von Kernaussagen aus Urteilen und Gesetzen | ~ Schnelle Einarbeitung in neue Rechtsprechung ~ Überblick über Gesetzesänderungen | ~ Zusatzmodul zu Wolters Kluwer Online ~ Preis auf Anfrage (meist Enterprise- Lizenzen) |
Otto Schmidt Answers | ~ Frage-Antwort-System für juristische Probleme ~ Verknüpfung mit Otto Schmidt-Publikationen | ~ Ersteinschätzung zu Rechtsfragen ~ Unterstützung bei der Fallbearbeitung | ~ Abonnement- basiert (ca. 100-300 Euro pro Monat) ~ Teilweise in Komplettpaketen enthalten |
Libra.ai | ~ Vertragsanalyse und -generierung ~ Risikoerkennung in Dokumenten | ~ Due Diligence bei Transaktionen ~ Standardvertrags- erstellung | ~ Nutzungsbasierte Preise (ab 500 Euro pro Monat) ~ Enterprise- Lizenzen für Großkanzleien |
Noxtua | ~ Spracherkennung für Anwaltsgespräche ~ Automatisierte Protokollerstellung | ~ Mandantengespräche dokumentieren ~ Aktennotizen erstellen | ~ Abonnement (ca. 80-200 Euro pro Monat) ~ Pay-per-Use Optionen verfügbar |
BRYTER AI | ~ No-Code Automatisierungsplattform ~ Digitale Entscheidungsbäume | ~ Selbstbedienungs- portale für Mandanten ~ Standardverfahren automatisieren | ~ Ab 1.000 Euro pro Monat ~ Umsatz- beteiligungs- modelle möglich |
Jupus | ~ Juristische Dokumentenanalyse ~ Mustererkennung in Verträgen | ~ Vertragsprüfung ~ Fristenüberwachung | ~ Jahreslizenz (ca. 5.000-15.000 Euro) ~ Cloud- und On-Premise- Varianten |
JustinLegal | ~ Rechts-Chatbot für erste Auskünfte ~ Dokumentenerstellung | ~ Erste Rechtsberatung ~ Standarddokumente erstellen | ~ Monatliche Subskription (ab 300 Euro) ~ Pay-per-Question Modell |
JUNE | ~ Kanzleimanagement- Assistent ~ Mandanten- kommunikation | ~ Terminverwaltung ~ Dokumenten- organisation | ~ Pro Nutzer (ca. 50-150 Euro pro Monat) ~ Staffelpreise für Teams |
Methodigy: MAIK Semantic Matcher | ~ Semantische Suche in Rechtstexten ~ Bedeutungserkennung statt Wortsuche | ~ Präzedenzfall-Recherche ~ Ähnlichkeitsanalyse von Fällen | ~ Enterprise- Lösung (Preis auf Anfrage) ~ Forschungs- versionen verfügbar |
Jura KI Assistent (RA-Micro) | ~ Integrierte Kanzleilösung ~ Textbausteine, Formulare, Recherche | ~ Alltagshilfe für kleine Kanzleien ~ Standarddokumenten- erstellung | ~ Im RA-Micro-Paket enthalten ~ Ab 100 Euro pro Monat zusätzlich |
Prime Legal AI | ~ Vertragserstellung ~ Lernfähige Vorlagensysteme | ~ Massengeschäft (Bsp. Mietverträge) ~ Standardisierte Dokumente | ~ Transaktions- basiert (ab 1 Euro pro Dokument) ~ Flatrates verfügbar |
*Hinweise zur Tabelle:
- Preise sind Richtwerte und verhandelbar
- Viele Tools bieten kostenlose Testphasen
- Deutsche Tools sind DSGVO-konform
- Integration in bestehende Software variiert stark
Herausforderungen und Grenzen von KI juristischer Texte
Die Nutzung künstlicher Intelligenz zur Interpretation juristischer Texte stößt an bedeutende Grenzen, die sich in technischen, rechtlichen und ethischen Dimensionen zeigen.
Technische Aspekte
Aus technischer Perspektive bleibt das Verständnis von KI auf Wortebene beschränkt, während tiefere juristische Subtilitäten und ungeschriebene Auslegungsregeln häufig unerkannt bleiben. Die statische Natur von Trainingsdaten führt dazu, dass neue Rechtsprechung und Gesetzesänderungen nicht automatisch berücksichtigt werden. Zudem neigen Systeme zu Halluzinationen, bei denen falsche Zitate oder sogar erfundene Paragrafen generiert werden.
Rechtliche Aspekte
Rechtlich ergeben sich erhebliche Bedenken, insbesondere im Hinblick auf die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Artikel 22 verbietet grundsätzlich vollautomatisierte Entscheidungen mit Rechtsfolge, was viele KI-Anwendungen im juristischen Kontext problematisch macht. Die Nutzung US-amerikanischer Tools wirft zusätzliche Fragen zum Cloud-Datenexport auf. Ungeklärt bleibt zudem die Haftungsfrage bei fehlerhaften KI-Ergebnissen. Die geforderte Transparenz automatisierter Entscheidungen steht im Widerspruch zur oft intransparenten Funktionsweise moderner Sprachmodelle.
Ethische Aspekte
Ethische Herausforderungen zeigen sich vor allem in folgender Hinsicht: Historische Urteilsdaten können diskriminierende Muster enthalten, die von KI-Systemen unkritisch reproduziert werden. Die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine birgt die Gefahr einer Verantwortungsdiffusion, bei der Jurist:innen sich zu sehr auf KI-Vorschläge verlassen. Schließlich wirft die Tatsache, dass private Unternehmen die Trainingsdaten kontrollieren, grundlegende demokratietheoretische Fragen auf.
Grenzen der KI in der juristischen Textverarbeitung
Künstliche Intelligenz stößt bei der Verarbeitung juristischer Texte an grundlegende Grenzen, die ihre Anwendung auf unterstützende Funktionen beschränken. Der zentrale Mangel liegt im eingeschränkten Kontextverständnis der Systeme. Während sie Wortmuster und formale Strukturen erkennen, erfassen sie nicht die tieferliegende juristische Bedeutung und die für die Rechtsanwendung entscheidenden Nuancen.
Ein wesentliches Defizit zeigt sich in der fehlenden Bewertungskompetenz. Rechtliche Texte erfordern eine wertende Einordnung und Abwägung verschiedener Interessen und Prinzipien — eine Fähigkeit, die KI-Systemen grundsätzlich fehlt. Sie können zwar vorhandene Muster identifizieren, aber keine eigenständige rechtliche Würdigung vornehmen.
Außerdem bleibt das Recht im Wesentlichen Auslegungssache. Juristische Entscheidungen hängen von zahlreichen Faktoren ab, die über den reinen Text hinausgehen — vom Einzelfall über gesellschaftliche Entwicklungen bis zu ungeschriebenen Rechtsgrundsätzen. Diese Komplexität überfordert KI-Systeme in ihrer aktuellen Entwicklungsstufe.
Zudem arbeiten KI-Modelle mit statischen Wissensbeständen. Neue Rechtsprechung oder Gesetzesänderungen werden nicht automatisch berücksichtigt, sondern erfordern aufwändige Aktualisierungen der Trainingsdaten. Dies steht im starken Kontrast zur Dynamik des Rechtswesens.
Die Schlussfolgerung ist eindeutig: KI kann Jurist:innen bei bestimmten Teilaufgaben unterstützen, wird sie aber niemals ersetzen können. Die verantwortungsvolle Auslegung und Anwendung von Recht bleibt eine genuin menschliche Kompetenz, die über die rein analytischen Fähigkeiten von KI-Systemen hinausgeht. Die Systeme helfen zwar bei der Informationsbeschaffung und -strukturierung, die eigentliche Rechtsarbeit erfordert jedoch Urteilsvermögen und Verantwortungsbewusstsein, das Maschinen nicht entwickeln können.
Datenschutz und ethische Überlegungen beim Einsatz von KI
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Rechtsbranche verlangt klare Zuständigkeiten, Transparenz sowie den bewussten Umgang mit Risiken und wirft zentrale datenschutzrechtliche und ethische Fragen auf:
DSGVO-Relevanz
Werden personenbezogene Daten verarbeitet, greift die Datenschutz-Grundverordnung. Erforderlich sind eine klare Rechtsgrundlage, Transparenz über die Datenverarbeitung und die Möglichkeit, automatisierte Entscheidungen überprüfen zu lassen.
Bias in Trainingsdaten
Trainingsdaten können Verzerrungen enthalten, etwa durch einseitige Rechtsprechung oder diskriminierende Formulierungen. Solche systemischen Fehler führen zu unfairen Ergebnissen. Zur Risikominimierung müssen Datenquellen geprüft, dokumentiert und regelmäßig angepasst werden.
Verantwortung bei automatisierten Entscheidungen
Juristische Bewertungen durch KI dürfen menschliche Entscheidungsbefugnisse nicht ersetzen. Die Verantwortung für Inhalte und Schlussfolgerungen liegt beim Menschen. Entscheidungen müssen nachvollziehbar sein. Eine blinde Übernahme KI-generierter Analysen ist mit dem Gebot rechtlicher Sorgfalt nicht vereinbar.
Deshalb wird KI für stark regulierte Branchen zukünftig eine wichtige Unterstützung sein
Künstliche Intelligenz wird in stark regulierten Branchen wie Gesundheitswesen, Rechtswesen, Finanzwesen, Energie oder öffentliche Verwaltung zunehmend zur Schlüsseltechnologie. In den kommenden Jahren ist davon auszugehen, dass KI keine vollständige Automatisierung komplexer Prozesse übernimmt, sondern gezielt als assistierendes System eingesetzt wird.
Der Einsatz erfolgt vor allem in Bereichen, die durch große Datenmengen, standardisierte Abläufe und komplexe Regelwerke geprägt sind – etwa bei der Auswertung von Dokumenten, der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben oder der Risikobewertung. KI kann hier die Effizienz steigern, Fehlerquellen reduzieren und die Nachvollziehbarkeit erhöhen.
Dabei bleibt der Mensch in der Verantwortung. Die Systeme unterstützen Fachkräfte bei Entscheidungen, übernehmen jedoch keine vollständige Kontrolle. Das ist insbesondere in regulierten Branchen notwendig, wo ethische, rechtliche und sicherheitsrelevante Anforderungen höchste Priorität haben.
Entscheidend für den erfolgreichen Einsatz ist, dass KI sicher, nachvollziehbar und regelkonform integriert wird. Dazu zählen transparente Modelle, robuste Datenstrategien und eine technische sowie organisatorische Verankerung in bestehende Prozesse.
inovex unterstützt Unternehmen dabei, solche Anforderungen systematisch umzusetzen. Das Leistungsspektrum reicht von der strategischen Beratung über die Entwicklung maßgeschneiderter KI-Lösungen bis zur sicheren Integration in komplexe Systemlandschaften. Dabei steht stets der verantwortungsvolle und fachlich fundierte Einsatz von KI im Vordergrund.
Wird ChatGPT Juristen ersetzen?
Nein, ChatGPT wird Jurist:innen nicht ersetzen. KI unterstützt bei Routineaufgaben (Vertragsprüfung, Recherche), kann aber keine verantwortungsvolle Rechtsberatung oder strategische Entscheidungen treffen. Juristische Expertise, Urteilsvermögen und Ethik bleiben menschliche Domänen. KI ist ein Werkzeug (fortschrittlicher Recherche-Assistent), das Jurist:innen effizienter macht, aber nicht ersetzt.