Dieser Sommer zeigt sich in unseren Breiten in einem wilden Auf und Ab der Temperaturen. Ein ähnliches Bild zeigt sich derzeit in der IT-Welt: Von den luftigen Höhen des KI-Hypes werden wir in die hässlichen Tiefen eines weltweiten Ausfalls von Windows-Rechnern durch ein fehlerhaftes Update der Monitoring-Software Crowdstrike gerissen. 8,5 Millionen Rechner waren betroffen, meist Systeme im kommerziellen Einsatz, darunter zahlreiche Systeme in kritischen Umfeldern wie Bahnhöfen, Flughäfen, Krankenhäusern, Supermärkten. Allein in den USA wurden 3000 Flüge gestrichen, der wirtschaftliche Schaden ist immens.
Angesichts dieser gravierenden Auswirkungen verwundert es nicht, dass schnell Rufe nach einer stärkeren Herstellerhaftung in der IT laut werden. Programmierer werden für die Konsequenzen verantwortlich gemacht. An anderer Stelle werden vor allem die Konzerne für die fehlende Nachhaltigkeit und Sorgfalt (auch im Umgang mit Open Source) verantwortlich gemacht.
Die Diskussion um Haftung sowie moralische und ethische Verantwortung für Software(-Produkte) hat mich an meine Kolumne aus dem Dezember 2022 zum Thema Ethik und IT zurückerinnert. So ist es wahrscheinlich an der Zeit, den IEEE Code of Ethics for Software Engineers und den ACM Code of Ethics and Professional Conduct (wieder) zu lesen.
Spannend ist hier der Talk von David Sankel zum Vergleich von Codes in Software Engineering mit anderen Engineering-Disziplinen. Und mit dem Vortrag God, Golem, and Gadget Worshippers: Meaning of Life in the Digital Age von Prof. Mathias Risse in der Reihe Ethics in IT an der Universität Hamburg vom Mai dieses Jahres schließt sich der Kreis wieder in wunderbarer Weise zur oben erwähnten Kolumne über God & Golem Inc. von Norbert Wiener. Es ist schön zu sehen, wenn Gedanken auch über Jahre ineinandergreifen.
„Courage is found in unlikely places.“
— The Lord of the Rings, J.R.R. Tolkien.
Herzlichst,
Christian Meder